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Saturday, June 26, 2010

Fußball-USA ...

In den USA interessiert sich kaum jemand für Fußball. Manche sind darauf sogar stolz, wie etwa der Sportkolumnist Ron Cook in der "Pittsburgh Post-Gazette" vom Mittwoch: "To me, being an American means that everybody is entitled to his or her opinion. When it comes to soccer - World Cup or otherwise - my opinion is that I don't like it, can't stand it, am not sure I would watch more than a few minutes of it even if my life depended on it." - Drunter tut's der Football-Fan nicht.

Aber es gibt auch andere, die das anders sehen. Das 1:0 der USA gegen Algerien am Mittwoch sahen immerhin 8,6 Millionen Zuschauer im Sportkanal ESPN (einem Subunternehmen von ABC/Disney), dazu kamen 1,1 Millionen Zuschauer, die den Livestream an ihrem Computer verfolgten. Das ist auch in den USA nicht von Pappe, zumal man nicht vergessen darf, dass die Übertragung in den USA an einem ganz gewöhnlichen Alltagvormittag um 10 Uhr lief.

Das heutige Spiel der USA gegen Ghana lief am Sonnabendnachmittag auf ABC bzw. dessen affiliierten Lokalsendern (hier in Pittsburgh WTAE). Auf die Zuschauerzahlen darf man gespannt sein, und erst recht auf deren weitere Entwicklung. Denn obwohl sich die Kommentatoren redlich Mühe gegeben haben, den Ball ins Tor zu schreien, hat das Team der USA das Spiel ja leider verloren. Und wie das so ist: Wenn das eigene Team nicht mehr dabei ist, dann wird das gerade noch aufkeimende Zuschauerinteresse wohl wieder dahinschmelzen und der Rest der WM am ESPN- bzw. ESPN-2-Katzentisch weiterlaufen.

Immerhin, ESPN ist noch besser als "Versus". Dieser Sportkanal, der im Regelfall so aufregende Dinge abhandelt wie "Bull Riding", "Fishing" oder "Extreme Cage Fighting", ist eine Tochter des Kabelanbieters Comcast und sammelt ein, was der internationale Sportrechtemarkt an Last-Minute-Angeboten zu bieten hat. Der Höhepunkt des Jahres bei Versus ist die Tour de France. Die ist zwar immerhin das zweitgrößte Sportereignis der Welt nach den Olympischen Spielen, aber nicht in den USA. Als Radsportfan hier muss man froh sein, dass es wenigstens Lance Armstrong gibt. Bei dem interessiert sich zwar kaum jemand dafür, welchen Sport er eigentlich betreibt (Fahrräder gelten hierzulande immer noch eher als Kinderspielzeug denn als Sportgerät oder - Himmel hilf! - als seriöses Fortbewegungsmittel für jeden Tag). Aber weil Armstrong der Mann ist, der den Krebs besiegt hat, und weil er irgendwann mal mit Sheryl Crow zusammen war, und weil er dem Hörensagen nach diese obskure Tour wohl auch schon ein paarmal gewonnen haben soll, lohnt es sich zumindest für diesen Mini-Sportkanal, die Tour de France dennoch zu covern - und das sogar live, am frühen Vormittag.

Mit American Football, des Kolumnisten Cooks ganzem Stolz, darf man das alles natürlich ohnehin nicht vergleichen. Nicht nur, weil Football und Fußball zwei völlig unterschiedliche Spiele sind, die sich kaum miteinander vergleichen lassen, sondern auch im Hinblick auf die Größenordnungen. Der letzte Super Bowl hatte 105,6 Millionen Fernsehzuschauer. Die Werbepreise für diese Übertragung sind die höchsten in den USA überhaupt. Viele Werbespots werden speziell für dieses Ereignis hergestellt, gelten aus unerfindlichen Gründen als hochoriginell und ungeheuer kreativ und werden auf breiter Ebene in den Kneipen und Büros diskutiert.

Da kann der Fußball machen, was er will: Er wird in den USA eine Randsportart bleiben. So lange jedenfalls, bis die FIFA Timeouts während des Spiels zulässt, in denen man Bierwerbung unterbringen kann.

1 comment:

  1. In den Staaten ist Fußball eben eher ein Sport der gebildeten Mittelschicht, während es in Europa eine proletarische Tradition hat. Hier kickten die Arbeiter in England zuerst gegen die Lederpille. Und es ist letztlich immer noch ein Team-Sport. Das hat gerade das klägliche Ausscheiden der Portugiesen mit ihrem Superstar Ronaldo bewiesen - vom Autor betrauert.
    Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland gab es einen interessanten Bericht über US-Fußball in den 50er Jahren.

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